Die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm ist für ihren Neubau am Standort Neumarkt in der Oberpfalz mit dem Prädikat „Barrierefreiheit“ der Bayerischen Architektenkammer ausgezeichnet worden. Die Ehrung wurde im Rahmen der Architektouren 2025 im Kontext der Initiative „KlimaKulturKompetenz“ verliehen. Sie würdigt vorbildliche Bauprojekte, die Barrierefreiheit konsequent mit gestalterischer, funktionaler und nachhaltiger Architektur verbinden. Bereits von Anfang an wurde Barrierefreiheit im Gebäude ganzheitlich integriert. Stufenlose Zugänge, breite Flure, taktile Leitsysteme, barrierefreie Sanitäranlagen, rollstuhlgerechte Studienplätze im Hörsaal sowie ein integratives Raumkonzept sind nur einige der Merkmale. Das Evakuierungskonzept berücksichtigt verschiedene Bedürfnisse mit Evac-Chairs, Blitzlicht-Rauchmeldern und akustischen Signalen. Auch ein Still- und Wickelraum sowie ein Raum für Erste Hilfe gehören zum Gesamtkonzept. Ein zentraler Bestandteil des Projekts war die enge und kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Beirat der Stadt Neumarkt für Menschen mit Behinderung. Schon ab der Vorplanung bis zur Fertigstellung wurden Vertreterinnen und Vertreter des Beirats eingebunden, um echte Teilhabe und bedarfsgerechte Lösungen zu ermöglichen. „Die Zusammenarbeit mit dem Beirat war ein echter Gewinn. Wir konnten gemeinsam ausloten, was wirklich gebraucht wird, und daraus maßgeschneiderte Lösungen entwickeln“, sagt Peter Mederer, Projektleiter bei Berschneider + Berschneider, dem verantwortlichen Architekturbüro. „Regelmäßige Vor-Ort-Termine und die frühzeitige Einbindung des Beirats waren dabei entscheidend.“
Oberbürgermeister Markus Ochsenkühn hebt als Bauherrenvertreter der Stadt Neumarkt die Bedeutung des Beirats hervor: „Gerade in der Planung hilft uns der Beirat enorm, indem er aufzeigt, was ein Laie gar nicht sieht oder wahrnimmt. Diese Perspektive ist für eine wirklich inklusive Baukultur unverzichtbar.“ Helga Hoerkens, Ansprechpartnerin des Beirats während der Planungs- und Realisierungsphase, betont: „Es war besonders erfreulich, dass unsere Hinweise nicht nur für das Gebäude selbst, sondern auch bei den Freiflächen und Wegen zum Gebäude berücksichtigt wurden – das ist nicht selbstverständlich.“ Ein besonders persönliches Zeichen setzt Dr. Alois Kölbl, Vorstand des Beirats der Stadt Neumarkt: „Ich verneige mich im Namen aller Menschen mit Behinderung. Erst als ich selbst im Rollstuhl saß, habe ich verstanden, was Barrierefreiheit wirklich bedeutet – sie schafft Lebensqualität für alle.“ Die Auszeichnung mit dem Prädikat Barrierefreiheit sei daher weit mehr als eine Anerkennung für gute Gestaltung, sagt Architekt BDA + Stadtplaner Andreas Schmid von Berschneider + Berschneider: „Sie steht dafür, dass Barrierefreiheit von Anfang an integrale Bestandteile unserer Planung waren.“ Auch Prof. Lydia Haack, Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer, sieht in der zunehmenden Zahl prämierter Projekte ein starkes Signal: „Architektinnen und Architekten übernehmen Verantwortung und gestalten die Bauwende aktiv mit. Diese Projekte stehen für eine zukunftsfähige Architektur, die das Klima schützt, Ressourcen schont – und dabei niemanden ausschließt.“ Mit der Auszeichnung senden die Technische Hochschule Nürnberg und die Stadt Neumarkt ein deutliches Signal: Inklusion, Zugänglichkeit und gleichberechtigte Teilhabe sind keine Zusatzoptionen, sondern Grundvoraussetzungen für eine moderne Bildungs- und Baukultur. Das Projekt in Neumarkt soll Vorbild für weitere Bildungsbauten in Bayern und darüber hinaus sein.
Foto: Katja Novosad
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