Innenarchitektur + Architektur
Berschneider + Berschneider

Neubau Betriebsgebäude für digitale Motortechnik

Horchstraße: schon die Adresse steht für das Thema Automobilität. Im mittelfränkischen Hilpoltstein entstand mit Entwurf und Planung von Berschneider + Berschneider Architekten BDA + Innenarchitekten ein Neubau für das Unternehmen dts motortechnik. Softwareoptimierung und -entwicklungen für Motoren sind das Kerngeschäft der Bauherren. Dieser spezialisierte Tuning-Betrieb präsentiert sich weit ab vom Image der ölverschmierten Autowerkstatt. So bietet die Firma Vier-Sterne-Kunden- und Mitarbeiterbereiche, sowie eine Werkshalle, die eher an ein Formel 1 Labor erinnert. Diesen hochwertigen und edlen Auftritt ermöglichen Architektur und Innenarchitektur aus einem Guss. Räumliche, materielle und farbliche Akzente sowie inszeniertes Licht vereinen das industriell geprägte Funktionsgebäude mit sinnlichen Eigenschaften. Mal markant lackiert, mal mit zurückhaltend warmen Erdtönen – dieses Spiel generiert facettenreiche Räume in einer zeitgemäßen, inspirierenden Atmosphäre für Mitarbeiter und Kunden.

Architektur und Innenarchitektur
Der klare Kubus aus Sichtbeton mit präzise gesetzten Sandwich-Fertigteilen verleiht dem Neubau in seiner Grundstruktur seinen klaren, industriellen Charakter. Im anthrazitfarbenen Sockelband stecken die vier Hallentore, sowie die großzügigen Glasflächen von Empfang und Büro. Als vermeintliches Auflager ruht die Betonskulptur auf einer in die Fassade eingeschobenen rot lackierten Metallbox. Diese ist Schaufenster für Aus- und Einblick, markiert weithin erkennbar den Eingang. Der rote Lack als Reminiszenz an die Hochglanzoberflächen von Automobilen. Ebenso in gleicher Oberfläche die Empfangstheke im repräsentativen Foyer. Kunden und das Team sollen und dürfen sich in diesem Betrieb wohlfühlen. Dafür sorgt zum Auftakt die Lounge mit hoher Aufenthaltsqualität für Begrüßung, Meetings, Kundenevents oder Wartezeiten. Für diskretere Besprechungen und Beratung gibt es einen separaten Konferenzraum nebenan. Besonderheit: Vom Foyer aus können Kunden durch ein Schaufenster ihr Fahrzeug im schalldichten Prüfstand beobachten. Der Prüfstand liegt in der anschließenden Halle, an der sich drei weitere großzügige Stellplätze für die Arbeit am Fahrzeug reihen. Dahinter, unter der eingezogenen Galerie mit Lager, befinden sich die dazugehörigen digitalen Arbeitsbereiche für die Software-„Monteure“.

Wertschätzende Vier-Sterne-Arbeitswelten
Sowohl von der Galerie aus als auch über ein separates Treppenhaus gelangt man in die Büroetage im Obergeschoss. Für ein hohes Maß an Wohlbefinden der Mitarbeiter zeichnen sich die Büros durch wohnliche und hochwertige Ausstattung aus. Darüber hinaus gibt es Arbeitsplätze für unterschiedliche Bedürfnisse: Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten, aber auch Bereiche für Kollaboration und Austausch. Der hochwertige Innenausbau mit der gehobenen Ausstattung, die in klassischen Werkstätten ihresgleichen sucht, repräsentiert vor allem die hohe Qualität der Unternehmensleistung. Darüber hinaus dient er der Wertschätzung von Kunden und Mitarbeitenden. So wurden beispielsweise für die Cafébar am Empfang sowie die Teeküche im Obergeschoss nach Plänen der Architekten individuell als Einbaumobiliar vom Schreiner gefertigt. Weitere Einbauschränke, ebenfalls Sonderanfertigungen, sowie die Wandflächen im Flur erhielten Alu-Beschichtungen mit Relief in Champagnerton. In diesen Flächen liegen „unsichtbar“ Zugänge als bündige Tapetentüren mit gleicher Oberfläche in Nebenräume und Sanitärbereiche versteckt.

Materialkonzept und Lichtplanung
Einen wichtigen Teil des hochwertigen Innenausbaus und Interior Designs stellen die Materialien dar. Überall, außer in den Büros, verleiht ein nur geschliffener und versiegelter Estrichboden dem Gebäude seinen industriellen Charakter. Zugunsten einer ruhigen Arbeitsatmosphäre erhielten die Büroräume Nadelfilzböden. Ebenso schallabsorbierend prägen die dunklen Akustikpaneele aus Holzfaser/Zementplatten mit lebendigen Linienstrukturen in Wand und Decke die elegante Atmosphäre der Räume. Das Eichenholz der Garderobe, des Empfangs, der Büro- und Küchenmöbel setzt warme, harmonisch stimmige Kontraste zum industriellen Charakter. Für die Lichtplanung zeichneten ebenfalls die Architekten und Innenarchitekten verantwortlich: Direktes und indirektes LED-Kunstlicht, teils als Gestaltungselement oder versteckt in Decken, Wänden und Möblierung setzt Akzente mit individuellen Lichtstimmungen oder -farben. Im ausgewogenen Nebeneinander mit dem Tageslicht ermöglicht die Beleuchtung flexibel schaltbare Lichtstimmungen für Atmosphäre und Arbeitswelten. Eine starke Innenarchitektur, die die Philosophie eines starken Unternehmens widerspiegelt.

Konstruktion, Ökonomie und Nachhaltigkeit
Ebenso stark zeigt sich der Neubau im Hinblick auf Konstruktion und Ökonomie. Konstruktiv bilden die Hülle Beton-Sandwich-Elemente aus vorgefertigten Modulen. Der hohe Vorfertigungsgrad der Wand- und Deckenelemente für Fassade und statische Wände im inneren ermöglichte eine geringe Bauzeit vor Ort mit hoher Planungssicherheit für die Folgegewerke. Dank möglichst weit gespannter Decken konnten die Innenwände Großteils mit Trockenbau umgesetzt werden. So lassen sich das Gebäude und die Grundrisse bei sich eventuell wechselnden Nutzungsbedürfnissen völlig frei bespielen. Einfacher Rückbau der Materialien im Innenausbau ist Teil der Nachhaltigkeit. Hinzu kommen energiesparende LED-Technologie in der Beleuchtung als auch eine PV-Anlage, die die Luftwärmepumpe mit Strom versorgt.


Standort: Horchstr. 1, 91161 Hilpoltstein
Fertigstellung: 2023

Fotos: Erich Spahn